Forschung
Forschungsprofil der Philosophischen Fakultät III -
Erziehungswissenschaften
Forschungsschwerpunkte
I: Kindheits- und Jugendforschung
Im Kontext dieses Forschungsschwerpunktes geht es vornehmlich um Kindheit und Jugend als selbständige Lebensphasen. Kindliche und jugendliche Lebenslagen und Lebenswelten werden in ihrer Eigensinnigkeit und Eigenlogik und im generationalen Zusammenhang untersucht. Projekte dieses Schwerpunktes zielen zum einen auf die Untersuchung von Kindheit und Jugend als historische und soziale Phänomene, z.B. den historischen Wandel von Kindheit und Jugend oder die Konstitution von Biographien in Vergangenheit und Gegenwart. Zweitens gibt es Forschungsprojekte zu den Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen, u.a. zu Armutslagen von Kindern und zur Berücksichtigung von Kindheit und Jugend im sozialstaatlichen Leistungssystem. Drittens zielen Forschungen auf die Analyse der Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, diese werden als Akteure in ihren Peerkulturen und mit ihren spezifischen Orientierungen untersucht oder z.B. im biographischen Längsschnitt.
II: Pädagogische Professionen
Pädagogische Professionen werden in diesem Schwerpunkt einerseits mit Blick auf strukturelle Bestimmungen professionellen Handelns untersucht und andererseits im Hinblick auf die Entwicklung von Professionen im Bildungs- und Sozialbereich. Im Bereich der Disziplin- und Professionsforschung liegt das Augenmerk auf Wandlungsprozessen, die die Akademisierung pädagogischer Berufe und berufliche Arbeitsmarktchancen, aber auch die Ausweitung des bürgerschaftlichen Engagements umfassen. Die Entwicklung pädagogischer Berufe wird im Spannungsfeld von Professionalisierung und Deprofessionalisierung erforscht. Pädagogische Professionalität wird in Untersuchungen zu Wissensformen und zum Handeln pädagogischer Fachkräfte, zur Bedeutung der Kasuistik für pädagogisches Handeln und zu berufsbiographischen Entwicklungen analysiert. Damit im Zusammenhang stehen auch Forschungen zur Kooperation unterschiedlicher pädagogischer Professionen sowie zur Bildung und Fortbildung von pädagogisch Tätigen.
III: Institutionen des Bildungs- und Sozialwesens
Gegenstand dieses Forschungsschwerpunktes ist das breite Spektrum von Institutionen im Bildungs- und Sozialbereich. Dabei geht es im schulischen Bildungsbereich u.a. um die Stufen des Bildungssystems und die Übergänge zwischen diesen sowie um Fragen der Steuerung, Führung und Kooperation (Educational Governance). Zentrale Forschungsstränge beziehen sich auf den Wandel der Institutionen des Bildungs- und Sozialsystems, sowie auf Fragen der Qualitäts- und Organisationsentwicklung und auf Fragen der Kooperation und Koordination zwischen unterschiedlichen Akteuren und Institutionen. In Einzelfallstudien wird die Komplexität und strukturelle Verfasstheit (sozial-)pädagogischer Organisationen analysiert. Im Rahmen von Evaluationsforschung werden konkrete schulische und außerschulische Reformprojekte begleitet. Schließlich wird nach Möglichkeiten grundlegender Reformen im pädagogischen und sozialen Bereich gefragt, wie etwa der Entwicklung einer inklusiven Schule oder der Etablierung neuer Kooperationsformen zwischen schulischen und außerschulischen Partnern im Ganztag.
IV: Pädagogische Interaktionen
Im Rahmen dieses Forschungsschwerpunktes geht es um Voraussetzungen und Kontexte sowie Verlauf, Vollzug und Unterstützung pädagogischer Kommunikation, Interaktion und Intervention in schulischen und außerschulischen Handlungsfeldern. Dieser Schwerpunkt versammelt Projekte zur erziehungswissenschaftlichen, psychologischen, rehabilitationspädagogischen und fachdidaktischen Forschung, die den Vollzug pädagogischer und didaktischer Prozesse und Lernprozesse rekonstruieren und Handlungsmöglichkeiten entwerfen. Dabei richten sich Forschungsprojekte z. B. auf die Praxis geöffneten Unterrichts, auf die Entwicklung von Instrumenten zur pädagogischen und fachdidaktischen Diagnostik, auf fach- und domänenspezifische Konzepte von Schülerinnen und Schülern oder auf das Lehrer- und Schülerhandeln in der Unterrichtssituation. Weitere Untersuchungen widmen sich pädagogisch-therapeutischen Praktiken oder dem Beratungshandeln im außerschulischen Kontext.
V: Kulturwissenschaftliche Bildungsforschung
Forschungsarbeiten in diesem Schwerpunkt richten sich auf die Erschließung von Bildungsprozessen in ihren Voraussetzungen, Ausrichtungen und Vollzügen unter Berücksichtigung der Eingebundenheit des Subjekts in die soziale Welt und deren spannungsreiche Differenzen. Die entsprechenden Untersuchungen sind kultur- bzw. sozialtheoretisch und religionspädagogisch eingebettet. Neben die Reflexion pädagogischer Kategorien tritt in diesem Schwerpunkt eine kulturwissenschaftliche Empirie pädagogischer Diskurse und Praktiken, wobei poststrukturalistische, praxistheoretische und historiographische Ausrichtungen besondere Beachtung finden.
VI: Prävention, Rehabilitation und Gesundheit
Im Zentrum dieses Schwerpunkts stehen Behinderung, Benachteiligung, Krise, Krankheit und Gesundheit mit Blick auf gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbezügen über die gesamte Lebensspanne hinweg. Die bio-psychisch-soziale Komplexität von menschlichem Sein fordert neben informationstechnischen Innovationen pädagogische, therapeutische und seelsorgerische Maßnahmen. Zentrale Forschungsstränge ergeben sich im Hinblick auf Behinderungs- und Lebensweltbezüge sowie Lebensqualität unter verschiedenen Aspekten menschlichen Daseins. Daraus ergeben sich Fragestellungen im Hinblick auf Theorie und Praxis von Diagnostik, Beratung, Unterricht, Therapie sowie Assistenz. Bedeutsam sind weiterhin Fragen nach Lebenssinn und subjektiver Lebensbewältigung sowie Strategien der Integration und Prävention von Behinderung durch sozialstaatliche Leistungen und Angebote.