Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Selbstverständnis

Ausrichtung und Konzept

Die Hochschullernwerkstatt (HSLW) Erziehungswissenschaften in Halle Saale ist ein Raum, der durch das Zusammenwirken von materialen Gegebenheiten, organisatorischen und konzeptionell-methodischen Entscheidungen als spezifische Ressource an der Universität verstanden wird. Als hochschuldidaktischer Experimentalraum bietet die HSLW, neben physischen, materialreichen Räumen, vorrangig Erwachsenen einen Ort reflexiver Selbsterfahrung und -erprobung. Unterschiedliche Varianten offener Lernformen und verschiedenen Rollenverhaltens (Lerner*in, Lehrende*r, Begleiter*in, Beobachter*in etc.) können – angeleitet in Lehrveranstaltungen und eigenverantwortlich in freien Arbeitszeiten – erprobt und reflektiert werden. Die Wahrnehmung als „anderer Ort“ soll genutzt werden, um auf eine Veränderung der Hochschulkultur hinzuwirken und offene Studien- und Lernformen auszuprobieren. Herauszuheben sei die Bedeutung der HSLW als Raum des Austausches, der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen (pädagogischen didaktischen/politischen) Themen sowie die Begegnung von Menschen über Fächer- und Statusgruppen hinaus. Somit versteht sich die HSLW als Schnittstelle zwischen interessierten Bürger*innen und Angehörigen der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg.

Die HSLW versteht sich als Ort gelebter Inklusion und maximaler Partizipation, heißt alle willkommen und bittet, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen, für sich selbst, die Räume und andere Menschen.

  • Inklusion bedeutet für uns die Vielfalt aller Menschen wertzuschätzen und jede*n, unabhängig äußerer Zuweisungen, willkommen zu heißen. Wir streben an, die uneingeschränkte Teilhabe einer/eines jede*n zu gewährleisten und so vielfältige Gemeinschaft zu leben.
  • Partizipation verstehen wir als einen Teil gelebter Inklusion. Studierende, Dozierende und Interessierte, die die Räume für ihre Tätigkeiten nutzen sind aktive Mitgestalter*innen der Hochschullernwerkstatt sowie der dort stattfindenden Aktivitäten.

Im Kontext der Lehrer*innenbildung bietet die Hochschullernwerkstatt Erziehungswissenschaften Denk-, Experimental-, Erfahrungs- und Reflexionsräume, in denen Studierende und Dozierende sich mit veränderter Lernkultur experimentell und reflexiv auseinandersetzen können. Als Ort der Bildung zukünftiger Lehrer*innen birgt sie Potential, als Multiplikationsraum auch auf Schulkultur zu wirken und stellen so ein wichtiges Element für eine Professionalisierung und veränderte Schulrealität dar (vgl. Schöps 2019).

Die Öffnung für Nutzer*innengruppen über die der Lehrer*innenbildung sowie anderer pädagogischen Studiengänge hinaus orientiert sich u.a. an der Idee der Educational Cities, welche die Bedeutung der Kollaboration und der Netzwerkarbeit für eine zukünftige Gesellschaft - über eine Bildungsinstitution hinaus - in den Fokus stellt.

Arbeitsweise

Die Hochschullernwerkstatt versteht sich als lernende Organisation, welche sich stetig entwickelt, an den Bedürfnissen der Nutzer*innen orientiert und kritisch reflektiert. So werden die Aktivitäten sowie die Gestaltung der Räume maßgeblich durch die Impulse und Interessen der Besucher*innen bestimmt. Der hohe Grad an Offenheit für das Spontane, Ungeplante, das im Moment Entstehende bringt eine Unbestimmtheit mit sich, die konzeptionell nicht zu fixieren ist oder aufgelöst werden kann. Entgegen einer Überdeterminiertheit durch institutionelle Strukturen wird so der Versuch unternommen, den Raum möglichst offen zu halten.

Wir verstehen Lernen im Sinne des pluralistischen Lernens als individuellen Prozess, der immer und überall stattfindet und durch eine Reflexion zu einem vertiefenden Verständnis führen kann. (vgl. Scholz & Kruschel 2014) So ist Lernen die Verknüpfung von Ich und Welt, die immer auch in ein WIR eingebunden ist (vgl. Hinz & Boban 2019). Der Prozess des Lernens wird insbesondere in institutionellen Räumen u.a. durch die dortigen Begebenheiten, die Materialien und die Menschen, die sich in diesen Räumen aufhalten, beeinflusst, was bei der Reflexion dieser Prozesse immer mitgedacht werden muss. (vgl. Kramer, Schöps, Spuller & Rumpf 2019) So kommt der Lernbegleitung in (Hochschul-)Lernwerkstätten eine besonders herausfordernde Rolle zu. Auf der Grundlage einer dialogischen Beziehung (vgl. Hecht 2011) versteht sich die lernbegleitende Person, in Anerkennung des eigenen Nicht-/Wissens, auch selbst als Lernend*er. Die Aufgabe der Lernbegleitung liegt darin, inhaltliche oder materialbezogene Anliegen der Besucher*innen ohne Relevanzsetzungen oder (institutionelle) Bewertungen vorzunehmen. Stattdessen schafft sie Bedingungen, die es ermöglichen, eigenen Interessen zu folgen, Irritation und Unbestimmtheit als Teil des Prozesses zu erleben und sich diesen Momenten nicht zu entziehen.

So verstehen wir Lernwerkstattarbeit als Lernprozess, welcher

  • in den physischen Räumen einer Lernwerkstatt stattfindet,
  • durch die materialreiche Umgebung, andere Menschen und strukturelle Bedingungen der Institution beeinflusst
  • und durch eine/mehrere Person/en auf der Basis einer dialogischen Beziehung reflexiv begleitet wird.

Im Rahmen der Öffnungszeiten bilden meist “Alltagsprobleme” den Ausgang für Lernprozesse. Diese können durch Gespräche mit anderen Besucher*innen, durch das Material und die Literatur oder durch Veranstaltungen im Rahmen des Semesterprogramms angeregt oder in die Hochschullernwerkstatt “mitgebracht” werden. So werden beispielsweise Räder repariert, Regale gebaut, Banner gestaltet, Unterrichtsmaterialien hergestellt oder über vergangenes und zukünftiges Zusammenleben philosophiert. Zu den Veranstaltungen, welche im Rahmen des Semesterprogramms stattfinden, wird der offene Austausch- und Diskussionsraum neben den Vortragenden von Mitarbeiter*innen der Hochschullernwerkstatt sichergestellt. In curricular eingebundenen Seminaren, die in den Räumen stattfinden, bilden zudem auch vorgegebene Fragestellungen in Bezug auf fächerübergreifendes Arbeiten, Kinder- und Jugendliteratur, Spiele oder vieles mehr den Ausgangspunkt für Lernprozesse, die durch die dozierende Person oder die Mitstudierenden begleitet werden.

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